In einem an Goethe gerichteten Brief vom 26. Mai 1814 schreibt Friedrich Maximilian Klinger (1752--1831), daß er 1790 »im Ganzen und im Einzeln« den Plan für einen Zyklus von zehn philosophischen Romanen gefaßt habe. Ein Jahr danach erscheint mit »Faust's Leben, Thaten und Höllenfahrt« der erste Band der Dekade, und noch einmal wenige Monate später sind die beiden ersten Bücher der von Klinger als Seitenstück zu »Faust« bezeichneten »Geschichte Giafars des Barmeciden« abgeschlossen und werden 1792 separat veröffentlicht. Der zweite Teil des »Giafar« (Bücher drei bis fünf) entsteht 1793 und wird zusammen mit dem ersten 1794 publiziert. Klinger erzählt in seinem Roman, wie Giafar, nachdem sein Vater das Opfer despotischer Willkür geworden ist, sich aufs Land zurückzieht, dann aber zu der Einsicht gelangt, daß Freiheit allein im tätigen Leben und durch Übernahme von Verantwortung erreichbar sei. Er verläßt sein Exil, um fortan bei Hof eine bedeutende Rolle zu spielen. Noch vor Abschluß des »Giafar«, in dem sich auch Klingers Auseinandersetzung mit Kant spiegelt, vollendet er »Raphael de Aquillas«, das zweite Seitenstück zu »Faust«. Obwohl die Trilogie, wie Wilhelm von Humboldt 1795 Schiller mitteilt, in Berlin »viel Lärm« gemacht habe, wird »Giafar« von der Kritik wenig Beachtung geschenkt. Das Interesse an dem Roman ist indessen lebhaft genug, um den Verleger F.G. Jacobäer zu bewegen, 1798 eine >neue verbeßerte und vermehrte< Auflage herauszubringen. Die letzte der von Klinger autorisierten Ausgaben erscheint 1816 im Rahmen der Werke-Edition. In dem vorliegenden Band, der auf den Erstdrucken von 1792 und 1794 basiert, informiert die >Einleitung< über die Entstehungs- und Überlieferungsgeschichte »Giafars«, über historische Quellen, literarische Einflüsse und die Wirkung des Romans. Ein >Variantenapparat< bietet alle Veränderungen in den zu Klingers Lebzeiten publizierten Textzeugen.
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