Dass sich im 18. Jahrhundert hunderte von konfessionellen Streitigkeiten finden lassen, muss für den auf Aufklärung fixierten Beobachter geradezu als paradox erscheinen. Die Studie unternimmt es die Grundlagen dieses Phänomens erstmals genauer zu erforschen. Die sog. Religionsgravamina dienen dabei gleichsam als Okular für einen synoptischen Blick auf die politische Kultur des Heiligen Römischen Reiches.
Der umfangreiche Niederschlag der Streitigkeiten in frühmodernen Zeitungen und Zeitschriften wird aber nicht nur als Materialbasis verwendet, sondern es wird gezeigt wie der Gegenstand 'Religionsbeschwerde' überhaupt erst aus derartigen Texten entstand. Statt Öffentlichkeit verwendet die Studie das Begriffspaar Sichtbarkeit und Unsichtbarkeit als bestimmende Distinktion. Diese kommunikationsgeschichtliche Betrachtung ist das verbindende Glied für eine kombinierte Mikro- und Makrostudie. Von den sog. konfessionellen Corpora bis zur Mikrogeschichte kleiner Dörfer werden einzelne Konfliktszenarien auf den verschiedenen Ebenen der frühneuzeitlichen Gesellschaft verfolgt. Das Buch zeigt schließlich, dass die Religionsgravamina als ein sehr zeitgemäßer Ausdruck der großen gesellschaftlichen Umstrukturierungen am Ende der Frühen Neuzeit angesehen werden können.
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