Die mehrfach komparatistisch angelegte Arbeit legt den Akzent auf die Untersuchung französischer und italienischer Mittelalterdiskurse von 1945 bis zur Gegenwart. "Mythos" und "Geschichte" werden zunächst als zwei verschiedene Modi des Vergangenheitsbezuges theoretisch profiliert. Diese Unterscheidung wird in ihrem Erkenntnispotenzial anhand einer historischen Figur mit Tendenz zur Mythisierung (Jeanne d'Arc) und eines literarischen Mythenkomplexes mit Tendenz zur Historisierung (Matière de Bretagne) erprobt.
Die europäische Jeanne- und Artusliteratur des 12. bis 15. Jahrhunderts erweist sich als ästhetischer, nationaler und erinnerungskultureller Bezugspunkt der Romania. Leitfrage ist dabei, inwiefern die Konjunktur des Mittelalters von Binnenstrukturen geprägt ist (medienspezifisch, chronologisch, nationalspezifisch) und inwiefern dabei unterschiedliche Privilegierungen eines Erinnerns als "Mythos" oder als "Geschichte" eine Rolle spielen, auch im Vergleich mit der Mittelalterkonjunktur in Deutschland und England/USA.
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