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Descartes findet mit dem cogito das Prinzip des modernen Selbstbewusstseins. Das Ich ist eine Selbstrechtfertigungsinstanz, die in einem Richter, Zeuge, Verteidiger und Angeklagter ist. Die Beweisführung für diese Personalunion wird mittels des methodisch eingesetzten Skeptizismus erbracht. Das Ich bildet den Schnittpunkt von Zweifel, Gewissheit, Wahrheit und Sein. Durch eine funktionalisierte Skepsis entdeckt das ego cogito seine Gewissheit und Substantialität, das Wahrheitskriterium und seine eigene Zeitlichkeit. Neuartig ist die Einsicht, dass Descartes' Konzept der Substanz ebenso wie das Wahrheitskriterium von Klarheit und Deutlichkeit unmittelbar aus dem "Ich denke, also bin ich" folgen und keine bloßen rationalistischen Voraussetzungen sind. Der Evidenz des Ich auf metaphysischer Ebene steht die fragile Seinsweise als aus Leib und Seele unierter Substanz in der Wirklichkeit gegenüber. Neu ist auch die Einsicht, dass nach Descartes der Mensch mittels der Sprache seine getrennte leibliche und geistige Existenzweise zu einer ethisch-kulturellen Welt formt. In der Sprachanwendung des wirklichen Ich interagieren geistiges und körperliches Sein. Die gesamte Problemvielfalt der modernen Theorie des Selbstbewusstseins lässt sich bereits an Descartes' cogito in einer ursprünglichen Form erkennen. In dieser Studie steht daher die historische Forschung im Dienste einer sachlichen Auseinandersetzung mit dem selbstbezüglichen Ich. Erstmalig werden die mannigfaltigen Bedeutungsebenen des cogito differenziert, auseinander hergeleitet und unvoreingenommen Vor- und Nachteile abgewogen. Mittels der reichhaltigen Deutungstradition - Spinoza, Leibniz, Pascal, Kant, Fichte, Schelling, Hegel, Husserl, Heidegger, Sartre, Ryle u. a. m. - werden weiterführende Aspekte beleuchtet.