Wolfgang Kerstings Untersuchung liefert eine systematisch-historische Gesamtdarstellung der Kantischen Rechtsphilosophie, die zum einen im Rahmen einer textanalytisch vorgehenden und problemorientierten Rekonstruktion ihrer wesentlichen Lehrstücke und verbindenden Argumentationsschritte den inneren systematischen Zusammenhalt der vernunftrechtlichen Konzeption Kants sichtbar macht und den Ort des Rechts im luftigen Gebäude der reinen praktischen Vernunft genau bestimmt, und die zum anderen Kants Verhältnis zu den Klassikern des modernen politischen Denkens untersucht und die herausragende Position der Rechtsphilosophie Kants in der Problemgeschichte der neuzeitlichen politischen Philosophie kenntlich macht und ihre Radikalität und Modernität aufzeigt.
In dem dieser Neuauflage vorangestellten umfangreichen Einleitungsessay »Kant und die politische Philosophie der Gegenwart« wird diese These von der philosophischen und auch politischen Modernität der Kantischen Rechtsphilosophie bekräftigt und vertieft: nicht nur stammen die wichtigsten Begriffsformen und leitenden Reflexionsmotive der vielstimmig mit rawlsianischen, libertären und diskursethischen Zungen redenden Theoriefamilie des zeitgenössischen philosophischen Liberalismus aus dem Fundus der Kantischen Rechtsmetaphysik, auch Kants Argumente selbst vermögen aufgrund ihrer unübertrefflichen Klarheit und Strenge die systematischen Perspektiven der gegenwärtigen Diskussion durchaus zu bereichern. Wie die Einleitungskapitel über Kants Verhältnis zu den zeitgenössischen Vertragslehren und seine Lehre vom rechtlichen Weltfrieden zeigen, gilt dies insbesondere für den Problembereich kontraktualistischer Prinzipienrechtfertigung und für die Themenstellung der politischen Philosophie der internationalen Beziehungen.
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