Das Phänomen der politischen Beratung beschäftigt die Mittelalterforschung seit langem. Vergangene Studien haben vor allem deren Bedeutung für die Aushandlung von Herrschaft herausgestellt. Dieses Buch wählt dagegen erstmalig eine wissensgeschichtliche Herangehensweise, um die Funktionsweise des höfischen Ratgeberwesens zu untersuchen. Im Zentrum stehen dabei die Planungen zur Rückeroberung des Heiligen Landes, die mit dem Untergang der Kreuzfahrerreiche einsetzten und bis zum Vorabend des 100-jährigen Krieges andauerten. Die Niederlagen der Kreuzfahrer hatten dazu geführt, dass lateineuropäische Herrscher bestehendes Wissen in Frage stellten und den gesamtgesellschaftlichen Wissensvorrat nach genuin neuen Möglichkeiten zur Rückeroberung der verlorenen Gebiete durchsuchten. Von diesem Prozess zeugen die Denkschriften zahlreicher Ratgeber, die an den Höfen von Päpsten und Königen ihre teils riskanten, teils konservativen Rückeroberungspläne bewarben. Zur Untersuchung dieser Quellen verbindet die Studie qualitative Ansätze mit quantitativen Verfahren aus der Inhaltsanalyse und Netzwerkforschung zu einem lebendigen Bild der Abläufe und Regeln politischer Beratungen an den Höfen von Päpsten und Königen.
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