Im Heimatdorf von Josef Winkler gab es früher einen »Knochenköhler«. Dieser sammelte bei Schlachtungen die Tierknochen ein, schichtete sie in einen Tonkrug und ließ sie auf glühenden Kohlen köcheln, bis sich ein schwarzer, nach Verwesung riechender Sud absetzte. Die Bauern strichen die Flüssigkeit den Pferden um Augen, Ohren, Nüstern, um lästige Insekten fernzuhalten.
Im Buch übernimmt der Erzähler Maximilian den Part des Knochen- und Geschichtensammlers. Nüchtern rapportiert er die Sterbensgeschichten seiner Verwandtschaft und der Dorfbewohner. Tod reiht sich an Tod; gestorben wird an Krebs, durch Traktorenräder oder durch die eigene Hand. Ist ein Schicksal zu Ende erzählt, legt der Erzähler die Knochen der Verstorbenen in den Tonkrug. Noch nie hat Josef Winkler die Lebensgeschichten seines Dorfes vom Ende her, als Sterbensgeschichten, so souverän, dringlich und formvollendet erzählt: Wenn es soweit ist.
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