»Was ist der Name dieses Wesens, es erscheint am Morgen auf vier, am Mittag auf zwei und am Abend auf drei Beinen.« (Das Rätsel der Sphinx)
Gehen ist eng mit der Idee des Menschen verknüpft. In den 1960er-Jahren entdeckten die performativen Künste diesen Prototyp menschlicher Fortbewegung für sich. Ralph Fischer zeichnet nach, wie Protagonisten aus den Bereichen Performance und Conceptual Art (Bruce Nauman, Richard Long, Vito Acconci), aber auch Theater- und Tanzschaffende (Samuel Beckett, Steve Paxton, Trisha Brown), mit Gangarten und Schrittmustern zu experimentieren begannen und damit die Grundlage legten für die produktive Auseinandersetzung mit jener universellen Bewegungstechnik in der Kunst- und Theaterlandschaft der Gegenwart. Die (Wieder-)Entdeckung des Gehens, so ein Ergebnis der Studie, ist weit mehr als nur eine Besinnung auf das motorische Grundvokabular performativer Kunst, sie ist das symbolische Zentrum einer radikalen Revision des traditionellen künstlerischen Formenvokabulars und zugleich ein Versuch der Neuverortung des Subjekts in einer veränderten soziokulturellen Wirklichkeit.
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