Ein Mensch, eine Stimme: Das Wahlrecht ist die Grundlage der Demokratie. Jedes politische System, das nicht allen dieses Recht zugesteht, erscheint als undemokratisch. Folgt man dieser Auffassung, so ist es nicht hinnehmbar, eine große Bevölkerungsgruppe - Personen unter 18 Jahren - vom Wahlrecht auszuschließen. Das Bemühen um ein Wahlrecht für Kinder und Jugendliche hat in den vergangenen Jahrzehnten verstärkte Aufmerksamkeit erhalten. Johannes Giesinger argumentiert gegen ein Kinderwahlrecht, zeigt aber auf, dass die Frage des politischen Status von Kindern philosophisch neu diskutiert werden muss. Die Forderung nach einem politischen Mitbestimmungsrecht für jüngere Personen wirft ein Schlaglicht auf ungelöste Probleme heutiger Demokratien: Wie kann sichergestellt werden, dass die Interessen Heranwachsender im demokratischen Prozess angemessen repräsentiert werden? Wie ist es zu rechtfertigen, dass gewisse Personen staatlichem Zwang unterworfen sind, ohne die Möglichkeit zu haben, mit demokratischen Mitteln dagegen vorzugehen? Wie kann verhindert werden, dass Personen, die politisch nichts zu sagen haben, gesellschaftlich ausgegrenzt werden?