Als avantgardistische Bewegung setzt die expressionistische Kunst auf die Abgrenzung von 'älteren' Vorbildern. Damit verbunden ist nicht zuletzt die Absetzung von der Weltsicht und Lebensweise der eigenen Elterngeneration. Der Generationenkonflikt des Expressionismus entfaltet sich nirgends so prägnant wie im Verhältnis von Vater und Sohn, dem Repräsentanten der 'alten' und dem Repräsentanten der 'neuen' Zeit. Zahlreiche Werke vermitteln das Bild vom Unterdrücker-Vater, von dem sich der Sohn notfalls mit Gewalt ablösen muss.
Einerseits liegen den künstlerischen Behandlungen des Themas häufig biografische Kontexte zugrunde. Andererseits entwickelt die expressionistische Kunst auch eine eigene davon unabhängige Ästhetik des Vater-Sohn-Konflikts. Das Themenheft widmet sich diesem Problemfeld - ausgehend von Walter Hasenclevers Drama Der Sohn - in all seinen Facetten. Dabei gilt es, die Behandlung von Vater-Sohn-Beziehungen in den diversen Kunstrichtungen exemplarisch zu eruieren und die expressionistische Ästhetik des Vater-Sohn-Konflikts einschließlich ihrer Gegenerzählungen nachzuzeichnen.
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