Das Gedicht, die gebundene und ursprünglich gesungene Rede, ist nicht nur der Anfang, sondern auch die Königsdisziplin der Literatur. Wie der Erfolg von Lyrikfestivals und Poetry Slams, von Anthologien wie Ludwig Reiners' "Ewiger Brunnen" und mancher Lyrik-Neuerscheinung zeigt, sind Gedichte populär. Die Zahl der Freizeitdichter und Gedichtleser ist, das kann man im Internet sehen, gewaltig. Wahr ist aber auch, dass das moderne Gedicht nicht selten rätselhaft ist und der Erklärung bedarf. Nach seinem erfolgreichen und weithin gelobten "Leseverführer", der sich vor allem dem Roman zuwandte, widmet sich Ulrich Greiner, Literaturkritiker der ZEIT, in seinem neuen Buch nun dem Gedicht. In sieben Kapiteln beantwortet er die Frage: Was ist ein Gedicht? Kundig und klug, für Laien eine Art Erste Hilfe, für Kenner ein Entdecken und Wiederfinden, liefern diese Kapitel Zugänge zur Geschichte und zu den Formen des Gedichts. Im zweiten Teil schildert Ulrich Greiner zehn exemplarische Lektüren alter wie moderner Gedichte und beantwortet ebenso elegant wie fundiert die Frage: Wie versteht man ein Gedicht? Für alle, die Gedichte lieben und mehr über sie wissen wollen, aber auch für jene, die sich der Poesie erst nähern möchten, ist diese "Gebrauchsanweisung" ein anregender, kluger und unterhaltsamer Gewinn.
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