Kerstin Hensel erzählt die Lebensgeschichte der Gabriela von Haßlau aus Leibnitz. Präsentiert das Kind, die Schülerin, den Lehrling, die Obdachlose, die sich Papier zusammensucht, um ihr Leben aufzuschreiben, das wahrhaft verdient, aufgeschrieben zu werden. Auch mit Blick auf den Vater: Obermedizinalrat Ernst von Haßlau, Chef der Chirurgischen Klinik. Auch mit Blick auf die Mutter, die - obwohl eher bieder - eines Tages mit einem Schauspieler durchbrennt. Auch mit Blick auf Katka, Gabrielas Freundin aus verkommenem Milieu; auf die Obdachlosen, die sich winters in der Kneipe wärmen und nachts hinausgekehrt werden. Auch mit Blick auf das Gerechtigkeitsverfahren eines sozialistischen Staates: Gabriela wird vergewaltigt, einer der beiden Wüstlinge schneidet ihr, zur Markierung, auf ihrem Arm ein Kreuz ein. Der Staat aber kann ein derart asoziales Verhalten nicht dulden und zwingt den Chirurgenvater, um das Geschehene ungeschehen zu machen, eine Hauttransplantation vorzunehmen.
Ein Lehrstück für alle. Erzählt mit einer Genauigkeit, die der Brutalität nichts schuldig bleibt und die dort abbricht, wo es ihrer nicht mehr bedarf.
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