Der dämonische Diktator - die Sulla-Biographie von Karl Christ
Karl Christs faszinierendes Portrait Sullas zeigt eine dämonische Persönlichkeit, die gleichermaßen von äußerster Risikobereitschaft, nüchternem politischen Kalkül und gnadenloser Härte im Umgang mit Feinden geprägt ist. Dem Autor gelingt es, die völlig unterschiedlichen, scheinbar einander widersprechenden Facetten im Leben des Protagonisten aufscheinen und dennoch, ohne zu harmonisieren, ein kohärentes Charakterbild entstehen zu lassen. Er zeigt jenen Sulla, der als tändelnder Aristokrat die zweifelhafte Gesellschaft von Schauspielern sucht, aber auch den mutigen Reiteroffizier, der seinem Gegenspieler Marius den Rang abläuft, und ebenso den Revolutionär, der mit seinen Truppen den Marsch auf Rom wagt. Dann wieder schildert er den zweckrational agierenden Diktator, der Rom kurzzeitig zu stabilisieren vermag, und schließlich jenen rätselhaften Mann, der auf dem Höhepunkt der Macht alle Ämter aufgibt, um unangefochten - wieder in der Gesellschaft der Gaukler - seine letzten Monate zu verbringen.
Ein besonderes Verdienst dieses Buches liegt darin, die Wirkungsgeschichte der Hauptperson in einer kurzen tour d'horizon Revue passieren und dabei deutlich werden zu lassen, daß sie gleichermaßen für die Zeitgenossen wie für die nachfolgenden Generationen bis heute ein Faszinosum geblieben ist.
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