Die vorliegende Studie leistet einen Beitrag zur Erforschung der Funktion der Sprichwörter im Mittelalter. Das Untersuchungskorpus bilden die lateinischen Prothemata (Predigteinleitungen), die mit deutschen Sprichwörtern beginnen und im Zeitraum von 1448 bis1517 im ostmitteldeutschen und bayerischen Raum handschriftlich überliefert sind. Der erste Untersuchungsteil arbeitet unter besonderer Berücksichtigung der Materialität der Textzeugen die Überlieferung auf. Die Auswertung der Provenienzen und der Überlieferungsgemeinschaft sowie die eingehende Analyse der Prothemata-Texte erlauben es, die bislang dem Bereich der populären Predigt zugerechneten Sermones ins gelehrte klerikale Milieu zu verorten. Die Sprichwörter erweisen sich dabei als ein integrales textorganisierendes Element der Prothemata, das der Intensivierung ihrer mnemotechnischen Wirkung dient. Im zweiten Teil bietet die Arbeit eine Edition, die die Texte erstmals zugänglich macht, den Textbestand der einzelnen Überlieferungszeugen und die Überlieferungsformen der Sprichwörter aufzeigt sowie die Selbstverständlichkeit der Bilingualität im Bildungsbereich und damit den hohen Stellenwert der Volkssprache vor Augen führt.
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