Wer sich mit den Leitmedien unserer Zeit beschäftigt, empfand den Anfang des Jahres 2018 voller Spannung und Hoffnung. Der Skandal um Facebook lenkte die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf das, wovor Medienwissenschaftler schon lange warnten, und führte zu einer Kehrtwende in der Bewertung der Demokratiefähigkeit der digitalen Medien. Hatte man im Kontext des Arabischen Frühlings Facebook noch als Mittel politischer Emanzipationsbestrebungen gepriesen, verteufelte man es nun als Gefährdung der Demokratie. Doch beide Beurteilungsweisen verkennen in ihrer Eindeutigkeit die Komplexität des Problems. Ramón Reichert und Roberto Simanowski entwickeln eine medienwissenschaftliche Perspektive, die einen neuen Blick auf die kulturstiftende Wirkung dieses sozialen Netzwerks ermöglicht und deren Postulate, die es seinen ahnungslosen Nutzern aufzwängt, zur Sprache bringt: Ablenkung, Affirmation, Ausbeutung.
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