In den vergangenen zwei Jahrzehnten haben Fernsehserien, oftmals unter dem Begriff des "Quality TV" firmierend, eine merkliche kulturelle Aufwertung erfahren. Während der Großteil der Studien den - auch transnational zu verzeichnenden - Erfolg dieser Formate vor allem in ihren narrativen und (audio-)visuellen Innovationen verortet, widmet sich dieser Band der intensiveren Verhandlung des Sozialen in der Serie. Demzufolge besteht ein weiterer bedeutender Faktor für die gestiegene Attraktion von Fernsehserien im detaillierten sozialstrukturellen Aufbau der Seriengesellschaften, in welche die Figuren und ihre Handlungen tief, stimmig und vielschichtig eingebettet sind. Dies lässt die Serienwelt als Ganzes realistischer wirken und sorgt so für eine engere Anbindung an die Alltagskultur ihrer Publika.
Ausgehend von diesen Prämissen und auf Basis etablierter Konzeptionen sozialer Ungleichheit wird ein theoretischer wie methodischer Zugang für eine filmsoziologische Analyse sowohl des Sozialraums der Serienwelt als auch der Praxis der darin auftretenden Figuren entwickelt. Die exemplarische Anwendung auf die erste Staffel der Anthologieserie True Detective illustriert die Ausprägungen eines neuen sozialen Realismus, der sich auch in den Publikumsreaktionen auf die einzelnen Episoden niederschlägt.