Das Buch der Richter ist literarisch besonders vielfältig und historisch besonders interessant. Es schildert die Geschichte Israels zwischen der Landnahme und dem Aufkommen des Königtums in bunten Episoden mit überraschend vielen Frauen als Protagonistinnen, die, vielfältig bearbeitet, schließlich das Bild der eigenen Vergangenheit prägten, das Israel nachexilisch konstruierte (z.B. Debora und Jael, Jiftach, der seine Tochter opfert, und Simson). Walter Groß legt den ersten ausführlichen deutschsprachigen wissenschaftlichen Kommentar seit fünfzig Jahren vor. Seitdem haben vor allem die Archäologie, aber auch der Verfall der Amphiktyoniehypothese und Zweifel am sog. Deuteronomistischen Geschichtswerk die heutigen Vorstellungen von der vorköniglichen Zeit sehr stark verändert. Der Kommentar stellt die Forschungslage dar. Der Endtext wird als solcher ausgelegt, aber durch seine Vorgeschichte verständlich gemacht. Besonderes Interesse gilt der sprachlichen Form, der Konstruktion der Rollen des göttlichen Akteurs und der menschlichen Akteure und den theologischen Akzenten.
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