Die vorliegende Studie versucht, das Geschichtswerk Prokops neu in seiner zeitgenössischen sozialen Umgebung zu verorten. Die klassizistische Geschichtsschreibung der Spätantike gehört zu den hervorstechenden Merkmalen der römischen Gesellschaft, die sich in einem schwierigen, lange andauernden, Transformationsprozess ihrer selbst versicherte und den neuen Gegebenheiten anpasste. Traditionelle Formen der Vergangenheitsbeschreibung werden in diesem Zusammenhang häufig als konservativ oder archaisierend bezeichnet. Der Rückgriff auf ein Repertoire kanonischer Vorbilder war dabei identitätsstiftend. Gleichzeitig lässt sich jedoch nachweisen, dass das literarische Genre offen für neue Themen und neue Diskurse war. Am Beispiel der Exkurse in Prokops Narrativ demonstriert diese Studie, dass die klassizistische Geschichtsschreibung sich für bestimmte Milieus öffnete, und welche Diskurse sie dabei adaptierte. Damit leistet sie einen Beitrag zum Verständnis der sozialen Konstitution des Römischen Reiches im Übergang von der Antike zum Mittelalter. Zudem tritt deutlich hervor, dass die Geschichtsschreibung weiterhin den Anspruch hatte, ihre eigene Gesellschaft vollständig abzubilden - ohne die so wichtigen Traditionen über Bord zu werfen.
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