Die Politisierung der Religion in unterschiedlichen Ausprägungen des religiösen Fundamentalismus stellt ein Phänomen der Moderne dar. Denn erst in der Moderne entstehen Möglichkeit und Anspruch einer durchgreifenden Gesellschaftspolitik, die sich zwischen den Polen eines technokratischen »social engineering« einerseits und republikanischer Willensbildung andererseits bewegt. Hinzu kommt, daß mit der modernen Infragestellung religiöser Wahrheitsansprüche diese paradoxerweise zugleich zur »handhabbaren« Ressource politischer Mobilisierung werden können und insbesondere solche Menschen anziehen, die sich durch die modernen Zumutungen eigenständiger Lebensführung, gesellschaftlicher Kritik und politischen Diskurses überfordert fühlen oder die Postulate von Aufklärung und Emanzipation als Irrweg ablehnen.
Der interdisziplinäre Band enthält Beiträge zur Theorie des religiösen Fundamentalismus, beschäftigt sich exemplarisch mit den Erscheinungsformen von Fundamentalismus im Christentum und im Islam und umfaßt eine Reihe von Fallstudien. Andere Artikel untersuchen die Gefahren gewaltsamer Eskalation, die durch religiösen Fundamentalismus bzw. durch Fehlwahrnehmungen in bestimmten Teilen der Gesellschaft entstehen können.
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