Mehr als ein Dutzend Männer des in der Batschka gelegenen Dorfes Tscheb hatten sich verschworen, um an einem Septemberabend des Jahres 1812 ihren Grundherrn Leopold von Márffy gemeinschaftlich zu ermorden. Die Täter konnten die Behörden in dem erst seit kurzem von deutschen Siedlern bewohnten südungarischen Dorf erst nach Überwindung einer Mauer des Schweigens ausforschen. Unterdessen zeigten ihre Akten vor allem eines auf: die vorherige Willkürherrschaft eines Adeligen, der seine Stellung und Vernetzung genutzt hatte, um Ausbeutung, Misshandlungen und sexuellen Missbrauch schlimmster Sorte ungeahndet durchzuführen.
Karl-Peter Krauss wirft von dem mikrogeschichtlichen Geschehen aus die Fragen von Recht und Rechtswirklichkeit in der adeligen Selbstverwaltung im Königreich Ungarn und im neuen Kaisertum Österreich für die Achsenzeit um 1800 ganz neu auf. Wer auf eine einzigartig dichte Weise einige der sonst fast immer gesichtslos bleibenden "einfachen Leute" von damals kennenlernen möchte, sollte ebenso nach diesem Buch greifen wie jeder und jede, die frühmoderne Staatlichkeit und das diffizile Funktionieren des Habsburgerreiches zu verstehen suchen.
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