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"Schon am Anfang das Ende im Sinn haben" Dr. Stephen R. Covey
Im zweiten Jahr meiner Selbstständigkeit lernte ich einen Unternehmer kennen, der ganz anders war als alle anderen. Obwohl er in rund dreißig Jahren aus dem Nichts eine Firma mit immerhin über zweihundert Mitarbeitern aufgebaut hatte und es immer irgendwo kriselte oder brannte, ging es ihm gut. Er war weder in Hetze noch aufgeregt. Er lachte viel und nahm sich Zeit. Zeit zu leben. Zeit für seine Mitarbeiter. Zeit für seine Kunden, seine Lieferanten, seine Familie.
Und immer strahlte er. Alles, was er machte, wirkte leicht. Und er erschien mir glücklich. Das erschien mir fast wie ein Wunder. Denn die meisten Unternehmer, die ich kannte, arbeiteten hart. Bis in die Nacht. Viele auch an den Wochenenden. Und dabei hatten sie meist viel kleinere Firmen. Und sobald sich die Gelegenheit ergab, fragte ich ihn: "Wieso sind Sie so glücklich in Ihrer Firma?"
Er lehnte sich zurück und erzählte mir seine Geschichte: "Vor ein paar Jahren hatte ich es geschafft. Meine Firma verkauft, das Vermögen legal und steuerfrei in die Schweiz transferiert. Und mich dort mit vierundvierzig Jahren in den verdienten Ruhestand zurückgezogen. Doch das ging keine drei Jahre gut. Dann hielt ich es nicht mehr aus. Ich fuhr zurück und kaufte meinen eigenen Laden zurück. Seitdem mache ich, was ich liebe: Mein Unternehmen führen. Aber nicht mehr in Hetze und Angst. Sondern ganz entspannt. Diese Firma ist nicht mein Leben, sondern ein wichtiger Teil meines Lebens. Ich gestehe: Ich liebe es, zu arbeiten. Und ich habe alles, was ich brauche und mir wichtig ist, in dieses Umfeld integriert."
Dieser Mann hatte seine persönliche Entscheidung getroffen. Er war nicht mehr hin und her gerissen zwischen Privat und Geschäft. Denn er hatte beide Extrema ausprobiert und seinen persönlichen Weg gefunden: Eine gute Verbindung beider Welten. Zeit für sich - auch im Geschäft. Zeit für Freundschaften - auch im Geschäft. Und Zeit für ein Kundengespräch - auch an einem Samstag oder gar Sonntag.
Was mich beeindruckte, war nicht genau dieser Weg. Sondern die Erkenntnis für mich, nicht darauf hinzuarbeiten, dass ich irgendwann etwas davon habe. Sondern den Moment zu nehmen, ja ihn zu genießen. Auch in der Arbeit. Auch und gerade in der Selbstständigkeit. Sich zu fragen: "Was genieße ich an meiner Firma, was an meiner Arbeit - und was möchte ich reduzieren?"
Doch noch eine zweite Erkenntnis kam mir, als er über die Zahlen seines Firmenverkaufs sprach. Nämlich über den Wert, den man mit seiner Firma schafft. Einen Wert, der oft viel höher ist, als man glaubt. Manchmal bis zum 1,35-fachen des Jahresumsatzes, bis zum 7-fachen des Gewinns. Das ist ein wirksamer Hebel zur finanziellen und persönlichen Freiheit.
Wer nicht immer in seiner Firma sitzen möchte, wer das Hamsterrad verlassen möchte, für den ist das eine interessante Alternative: Seine Firma zu optimieren, aufzupolieren und dann zu verkaufen.
Doch auch wer seine Firma liebt und sie behalten möchte, sollte mal gedanklich diesen Weg gehen. Denn wer seine Firma aus der Sicht eines potenziellen Firmenkäufers sieht, erkennt viel schneller und deutlicher die Schwachstellen, die es zu optimieren gilt. Und er erkennt, wo Firma und Unternehmer zu eng miteinander verknüpft sind. Wie siamesische Zwillinge, bei denen die Trennung zum Tode führen könnte. Und das ist nicht gut - nicht nur für die Firma, sondern vor allem für den Unternehmer.