Friederike Mayröcker hat für diesen Band neue Gedichte aus den letzten Jahren zusammengestellt. So entsteht eine Art lyrisches Tagebuch, ein Bilder-Buch der Dichterin mit dem »euphorischen Auge«. Oft sind es kleinste Anlässe, Anemonen auf einer Wiese, Schnee vor dem Fenster, das Gedicht (oder Bild) eines Kollegen, die in Friederike Mayröcker ein Sprechen provozieren, in dem sie ins Grenzenlose ausschreitet, sich die Welt verwandelt in die eigenen Worte und die eigenen Findungen in die Welt, »beim Gedichteschreiben ganz eingesponnen in das Heilige in das Wohlwollende, Sprengfreude in mir«.
die Küsse auf dem Campingtisch
im Buchgeschäft sie drückt sich leicht an ihn
ihr weiches Drehen Wenden
Nesteln rückenwärts an seine
Brust als suche sie die Nähe eines Trosts während
er zärtlich ihren Scheitel küßt,
indes der Buchhändler im Clothanzug
mit kalten Händen weist auf Platten Tische und Tableaux
die hohen Stapel cellophanverpackter Bücher
auf Campingtischen und Regalen : beklagt den schlechten
Absatz und die tristen Zeiten
indes ich hocke in der Phantasie
und küsse seine linke Wange
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