Das Oeuvre des Marner, der zu den bedeutendsten Vertretern der Gattung Sangspruch im 13. Jahrhundert zählt, wird unter poetologischen und überlieferungsgeschichtlichen Gesichtspunkten analysiert. Die Arbeit soll damit einerseits einen Beitrag zur Sangspruchdichtung als meisterlicher kunst liefern. Sowohl die altüberlieferten Strophen wie diejenigen Meisterlieder, die altes Strophenmaterial enthalten, werden deshalb auf ihre literarische Kohärenz hin befragt. Mit der Frage nach dem Grad der Literarizität der einzelnen Strophen wird die nach den Möglichkeiten einer biographischen Interpretation verbunden. Andererseits wird die momentan aktuelle Autor- und Echtheitsdebatte aufgenommen und auf den Fall des Marner so bezogen, daß für die Gattung möglicherweise exemplarische Ergebnisse erzielt werden. Dabei wird gezeigt, daß - ausgehend von der Überlieferung wie der Textinterpretation - Zweifel am Oeuvre-Begriff angebracht sind, da sich über die Tatsache hinaus, daß die Handschriftenredaktoren das Strophenmaterial einem Namen zugewiesen haben, kaum Verbindungslinien zwischen den einzelnen Strophen aufzeigen lassen. Auch wird die Frage nach dem Gemeinsamen zwischen deutschen und lateinischen Strophen bzw. Liedern gestellt und eher skeptisch beantwortet. Die Lieder und Strophen des Marner zeigen viel weniger an Gelehrsamkeit als das traditionelle Bild dieses Autors vermittelt.
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