Es ist kein Zufall, daß sowohl in den Industriestaaten als auch in den Ländern der Dritten und der Vierten Welt die Programme und Maßnahmen der Entwicklungspolitik zu den meistumstrittenen Politikelementen zählen. Hier sind, auf beiden Seiten, Situationsdeutungen und Interessen im Spiel, die oft nicht einmal im »eigenen Lager« auf einen gemeinsamen Nenner gebracht werden können. So nimmt es denn auch nicht wunder, wenn in den Erklärungen von Unterentwicklung, die in den vergangenen fünfzehn Jahren vorgelegt worden sind, diese Interpretations- und Interessenkonflikte sich offen abbilden. Klaus Eßer nimmt diese Diskussion auf. Sein Verdienst besteht darin, sowohl die divergierenden Theorien über Industrialisierung, Abhängigkeit und Wachstum als auch die ihnen verbündeten Politikstrategien einer gründlichen Prüfung zu unterziehen und sie mit den Ergebnissen von Fallstudien (über Brasilien, Venezuela, Kolumbien, Peru, die lateinamerikanischen Kleinstaaten) zu konfrontieren. Eßer untersucht die ökonomischen, sozialen und politischen Bedingungen der gegenwärtig in Lateinamerika ablaufenden (teils einheitlichen, teils von Land zu Land unterschiedlichen) Industrialisierungsprozesse, deren Auswirkungen auf die Strukturen dieser Gesellschaften, auf ihr Verhältnis zueinander und zu den Industriestaaten, auf ihr Selbstverständnis und die innergesellschaftlichen Reformansätze.
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