Der Rabbiner und Historiker Abraham Geiger (1810-1874), einer der Mitbegründer der Wissenschaft des Judentums, gehört zu den bedeutendsten intellektuellen Gestalten des deutschen Judentums im 19. Jahrhundert. In Auseinandersetzung mit der zeitgenössischen Geschichtswissenschaft, Theologie und Orientalistik in Deutschland widmete er sich der intellektuellen Verteidigung der Existenzberechtigung des Judentums in der Moderne gegen antijüdische Tendenzen der Mehrheitsgesellschaft. Indem er den tiefgreifenden Einfluss der jüdischen Tradition auf Christentum und Islam betonte und dem Judentum eine messianische religiös-ethische Mission in der Menschheitsgeschichte zuschrieb, stellte er die jüdisch-christlichen und jüdisch-muslimischen Beziehungen auf eine völlig neue Grundlage. Zugleich wandte er sich gegen den orthodoxen Traditionalismus und wurde zu einer führenden Stimme des Reformjudentums.
International renommierte Historikerinnen und Historiker rekonstruieren in dem Sammelband Geigers Biographie und Denkweg im Kontext der intellektuellen Debatten seiner Zeit, untersuchen die vielfältigen Facetten seines Werkes und gehen den Implikationen seines Denkens für das Selbstverständnis des modernen Judentums im 19. und 20. Jahrhundert nach.
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