Die Eröffnung des Jesaja-Buches wirft zahlreiche Fragen auf. Welche Bedeutung haben Überschriften wie Jes 1,1? Warum richtet Jesaja seine erste Rede nicht an Israel, sondern an Himmel und Erde? Ist sie wirklich, wie oft angenommen, eine "Gerichtsrede" (Rîb-Pattern)? Warum folgt Jesajas Berufungsvision erst in Jes 6? Warum präsentiert Jes 1 so unterschiedliche Themen wie JHWHs Fürsorge für seine Kinder, Israels Treulosigkeit, die Verwüstung seines Landes, die Zurückweisung jeglichen Kultes, die Kritik an sozialer Ungerechtigkeit? Mittels genauer Analysen von Struktur, Poetik, Semantik sowie Redaktionskritik entwirft der Autor Lösungsansätze, indem er eine Typologie prophetischer Überschriften entwickelt, die Existenz der Gattung des Rîb-Pattern widerlegt und Israels ethisches Fehlverhalten als praktische Leugnung der universalen Herrschaft JHWHs deutet, die zum Verlust des göttlichen Schutzes vor Feinden führt und jeglichen Kult inakzeptabel macht. Diese Situation ist ausweislich textlicher Querverweise der Hintergrund der Sendung Jesajas (Jes 6), die so gewisse Parallelen zu Moses Sendung zum ägyptischen Pharao erkennen lässt. Israel Fall steht Zions Wiederherstellung als Ort der Gerechtigkeit gegenüber (Jes 1,8.24-27; 2,1-5).
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