Vor allem in der Antike und der Frühen Neuzeit hat die Rhetorik maßgeblichen Einfluss auf die bildenden Künste ausgeübt. Als eine allgemeine Kommunikationslehre stellte sie ein höchst differenziertes Theoriemodell dar, dem die Kunsttheorie zahlreiche Begriffe und Theoreme entlehnte, nicht zuletzt um auf diesem Wege die künstlerische Arbeit als eine intellektuelle, den artes liberales ebenbürtige Tätigkeit auszweisen. Doch auch die künstlerische Praxis orientierte sich in vielfältiger Weise an der Rhetorik, z.B. an ihrer Lehre der Gattungen und Stilhöhen und an den Wirkungsfunktionen des docere, delectare und movere. Auf der Grundlage eines sprachanalogen Bildverständnisses wurden insbesondere die Malerei als Schwesterkunst der Dichtung und Rhetorik und ihre Werke als intentionale, der moralischen Unterweisung dienende Gebilde aufgefasst. Erst mit der Autonomie-Ästhetik der Aufklärung büßte die Rhetorik ihre Bedeutung als Referenzsystem der bildenden Künste ein, wobei sich weiterhin bestimmte Gattungen wie das Denkmal und die Karikatur rhetorischer Mittel bedienten.
Das vorliegende Handbuch behandelt diese Zusammenhänge zwischen Rhetorik und bildender Kunst erstmals auf systematische Weise von der Antike bis zur Gegenwart.
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