Wenn deutsche, englische und französische Erzählungen zwischen 1914 und 1939 nach der zeithistorischen Bedeutung des Ersten Weltkriegs fragen, thematisieren sie oft den Wandel der gewohnten Lebensformen. Frank Krause untersucht Strategien emotionaler Verständigung über diesen Wandel anhand literarischer Gestaltungen von Geruchslandschaften. Der Zugang zum Thema des Leichengeruchs erweist sich als zuverlässiger Indikator zentraler ethischer Haltungen: Teils wird das Thema kriegsgläubig tabuisiert, schelmisch heruntergespielt oder pragmatisch versachlicht, teils werden Motive dieses Geruchs zu Zeichen stilisiert, die entrüstete, alarmierte oder entsagende Wertungen des Kriegslebens zum Ausdruck bringen.
Prof. Dr. Frank Krause lehrt Germanistik am Goldsmiths College, University of London. Er ist Autor und Herausgeber mehrerer Bücher und Aufsätze zum literarischen Expressionismus.