Bereits ein wenig Organisationserfahrung lehrt: Am Arbeitsplatz wird nicht nur gearbeitet. Angesichts der Allgegenwärtigkeit persönlicher Beziehungen fällt jedoch der Mangel an theoretisch trennscharfen und empirisch angemessenen Beschreibungen auf. Der Band schließt diese Lücke anhand eines differenzierungstheoretischen Vorgehens, wodurch Kollegialität und Freundschaft als distinkte soziale Ordnungen sichtbar werden: Kollegen erwarten wie Vorgesetzte lediglich konformes Handeln. Ob man die Anweisung tatsächlich gerne ausführt oder ob man dem Kollegen wirklich von Herzen zum Geburtstag gratuliert, kann hingegen nicht legitimerweise eingefordert werden. Im Unterschied dazu erwarten Freunde eine Kongruenz von Handeln und Erleben und dürfen daran auch im Enttäuschungsfall festhalten. Mit Hilfe der zugrundeliegenden Begriffsarbeit wird Freundschaft identifizierbar als (zu) anspruchsvolle Kommunikationsform, die vielfältig zum Problem werden kann -- nicht nur für die Organisation, sondernauch für die (vermeintlichen) Freunde. Die Studie fokussiert hierzu auf das Problem der Freundschaftsanbahnung aus der Sicht eines Mitglieds und beantwortet die Frage, welchen Unterschied es macht, wenn die Anbahnung in einem formalen Kontext statt findet. Anhand vielfältiger und detaillierter Sekundäranalysen wird herausgearbeitet, wie die formale Ordnung die Zurechnung auf Kollegialität strukturell nahelegt, ohne Freundschaft damit auszuschließen. Damit liefert die Studie einen spannenden Blick auf ein bisher vernachlässigtes Thema, das gerade auch für Praktiker relevant ist.
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