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Die weiße Massai - warum eine Rezeptionsanalyse dieses Buches, dieses Filmes? Weil keines der unzähligen in Afrika spielenden Bücher und keiner der inzwischen ebenso zahlreichen Filme in der Öffentlichkeit eine solch immense Resonanz hervorgerufen hat -derartig kontroverse Wahrnehmungen, soviel Betroffenheit und Nachdenklichkeit, soviel Empörung und Bewunderung, soviel Spott und Häme, soviel konträre Diskussionen und Vehemenz. Die junge Schweizerin Corinne Hofmann erzählt von ihrer Ehe mit einem Samburukrieger und ihrem Leben im afrikanischen Busch. Millionenfach in aller Welt gelesen, könnte man sagen, dass hier ein Thema angerührt wird, das in globalisierten Zeiten viele Menschen betrifft und beschäftigt. Es geht um die Beantwortung einer offenbar drängenden Frage: Wie tief kann, darf oder soll Aufgehen in einer anderen Kultur gehen?
Die Autorin hat 235 Amazonrezensionen, das offizielle Internetforum der Constantin Film AG und 34 Kritiken deutschsprachiger Zeitungen und Zeitschriften untersucht. Dazu kommen teilnehmende Beobachtungen im Kino (insbesondere interessierte das Lachen im Kino als Indikatorstellen), in Lesungen, zahlreiche Interviews und deren Analyse und Interpretation. Im Fokus der Studie stehen die Äußerungen und Handlungen der RezipientInnen und deren Bedeutung.
Rezeption kann man, wie es hier getan wurde, ernsthaft mit wissenschaftlichen Methoden und Theorien untersuchen und beschreiben, aber auch mit einem Augenzwinkern, mit kritischem Blick auf die Medien und einem verstehenden auf die Menschen. Die Analyse der Rezeption zeigt, dass es im weitesten Sinn um die Wahrnehmung des Fremden geht, um einen Zugang zum Verstehen fremder Kulturen, um die Interaktion von Eigenem und Fremdem, um Kulturkontakt und Kulturwandel, um die Schnittstelle von Imagination und Realität.
Die Studie deckt mit dem verstehenden, verfremdenden Blick der Ethnologie auf die eigene Gesellschaft unbewusste Mechanismen auf, offenbart blinde Flecken, enttarnt eigene kulturelle Prägungen, entlarvt vielerlei Ängste und Illusionen und wird so zu einem Spiegel, in den manch einer nicht so gern hineinschauen wird. Sie bestätigt damit jedoch, wie wichtig es ist, über den Ort des Eigenen nachzudenken, also ein Bewusstsein für die eigene kulturelle Perspektivität zu entwickeln. Die Reflektion über das "Eigene" ist unabdingbar zum Verstehen und den Umgang mit "Fremdem". So gesehen ist dies auch ein wichtiges Buch.