Kaum eine europäische Diktatur des 20. Jahrhunderts war so sehr darum bemüht, einen eigenen Begriff der Wissenschaft zu inszenieren wie das Regime des Generals Francisco Franco (1939-1975). Der zu diesem Zweck unmittelbar nach dem Bürgerkrieg gegründete Consejo Superior de Investigaciones Científicas diente bis in die 1960er Jahre nicht nur als Forschungseinrichtung und zentrale Schaltstelle der franquistischen Wissenschaftspolitik. Dieser "Oberste Forschungsrat" war zuallererst eine Symbolinstitution, in der das Verhältnis der "katholischen Nation" zur Wissenschaft und nicht zuletzt zur technisch-industriellen Moderne verhandelt wurde.
Andrés Antolín Hofrichter untersucht die Geschichte dieser wissenschaftlichen Großeinrichtung und den radikalen Wandel, den sie bis in die 1960er Jahre vollzog. Dabei legt der Autor ein besonderes Augenmerk auf die Auswirkungen dieses Wandels auf die geschichtswissenschaftliche Forschung. Anhand der Biographie des katalanischen Historikers Jaume Vicens (1910-1960) wird eine Entwicklung nachgezeichnet, die durch enttäuschte Erwartungen, der Suche nach Ressourcen und neuen intellektuellen Orientierungsrahmen jenseits der Wissenschaftsinstitutionen des Franquismus geprägt war. Die franquistische Wissenschaftspolitik auf der Makro- und die historische Forschung auf der Mikroebene werden in dieser Studie zu einer Kulturgeschichte der Wissenschaft unter dem Franco-Regime verflochten.
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