Während das übrige Europa meist erst durch die Ukraine seit 2014 vor Augen hat, wie russische militärische Präsenz zur direkten Unterstellung oder kaschierten Abhängigkeit von Teilen eines anderen Staates verwendet wird, ist dies in der Republik Moldau schon seit dem Zerfall der Sowjetunion Teil der Realität. Dort sichern russische Truppen die Existenz der im östlichen Landesteil gelegenen, kulturell russisch-sowjetisch geformten und international nicht anerkannten Republik Transnistrien ab. Auch in der größeren übrigen Moldau leben erhebliche russischsprachige, vor allem russische und ukrainische Minderheiten, die durch die neue vorrangig rumänischsprachig geprägte moldauische Staatlichkeit im Alltag und im Selbstverständnis herausgefordert werden. Ihre Bezüge zu Russland und Transnistrien, die Fragilität ihrer Loyalität gegenüber der Moldau und ihre im Wechselspiel mit den moldauischen Akteuren entstandene "Heimatlosigkeit" untersucht Rosanna Dom. Mit historisch-anthropologischen Methoden erhellt sie dabei anhand von individualisierten Fällen Grundfragen der schwierigen staatlichen Neuordnung in der Moldau und insgesamt im früheren sowjetischen Bereich.
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