Noch immer dominiert der Nationalstaat unser historisches Bewusstsein. Die Großreiche Europas waren dagegen bereits in den Augen der Zeitgenossen anachronistische Gebilde. In ihrer ethnischen Vielfalt, ihren supranationalen Herrschaftsformen, fluktuierenden Grenzen und ihrem komplexen Verhältnis zwischen Zentrum und Peripherien schienen sie dem Nationalstaat unterlegen. Aber Empires prägten die Geschichte Europas weit länger und stärker als die historisch relativ späte Erfindung des Nationalstaats.Jörn Leonhard und Ulrike von Hirschhausen zeigen, wie die Habsburgermonarchie, das Zarenreich, das Osmanische Reich und das Britische Empire im 19. Jahrhundert auf die Vielfalt ihrer Herrschaftsstrukturen und Ethnien reagierten und sich so zugleich mit dem Modell des Nationalstaates auseinandersetzten.
PD Dr. Ulrike von Hirschhausen lehrt Europäische Geschichte an der Universität Hamburg.