Eindringlich beschreibt der Philosoph Michel Foucault Diego Velázquez' berühmtes Bild Las Meninas (»Die Hoffräulein«) von 1656: Ein Bild, das der Kunstgeschichte Rätsel aufgab. Auf den ersten Blick porträtiert es die kleine Prinzessin Margarete von Spanien in kostbarem weißem Brokat, umgeben von ihrem Hofstaat. Doch auf linker Seite mit erhobenem Pinsel und vor seiner Staffelei erkennt der aufmerksame Betrachtende den Maler selbst. Portraitiert das Bild also genaugenommen den Akt des Portraitierens?
Wieso aber schaut der Maler so konzentriert zu den Betrachtenden und nicht auf die Leinwand vor ihm? Und das Bild auf dieser Leinwand würde, aus dessen Blickwinkel, doch ein ganz anderes werden, als das, was wir von ihm gemalt wissen... Diego Velázquez malt also nicht das, was er hier sähe, sondern das, was die Betrachter sehen - die ganz hinten im Spiegel zu entdecken sind, der König und die Königin. Maler, König, Zuschauer: eine Verschmelzung, eine Hybris, ein Verwirrspiel der Blicke, das Michel Foucault zu entwirren sucht.
Zunächst als Anfangskapitel der 1966 erschienenen Ordnung der Dinge verfasst, wird Foucaults Beschreibung von Velázquez' Las Meninas eine Grundsatzschrift des Philosophen: Eindrücklich wird die Dynamik zwischen Betrachtenden und Betrachteten, Subjekt und Objekt, Maler und Modell aufgeschlüsselt und dabei der für Foucaults Denken so zentrale Begriff der Repräsentation eingeführt.
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