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Zusammenfassung Kaum etwas erscheint uns heute als so selbstverständlich wie unsere Existenzweise als vereinzelte Einzelne, als abstrakte Individuen mit partikularen Interessen und einer abgegrenzten Ich-Identität. Diese Existenzweise hängt konstitutiv mit der historisch-spezifischen Vergesellschaftungsform der modernen, warenproduzierenden Gesellschaft zusammen. Der vorliegende Aufsatz analysiert diesen Zusammenhang einerseits in Bezug auf die Kategorien der Kritik der Politischen Ökonomie und begibt sich andererseits auf die Suche nach der historischen Genese der modernen Ich-Identität. Er zeigt, dass deren Herausbildung einhergeht mit einer allgemeinen "Entbettung" gesellschaftlicher Beziehungen und der zunehmenden Vereinzelung im Durchsetzungsprozess der kapitalistischen Moderne. Im Zuge dieses Prozesses, der eine spezifische Form von Unsicherheit in den für sich selbst verantwortlichen Individuen erzeugte, entstand auch die Vorstellung einer objekthaften, über Gesetze verstehbaren und dem menschlichen Zugriff unterworfenen Natur. Auf diese Weise wurde der männliche, westliche und weiße Mensch zum Subjekt. Frauen, Schwarze und Menschen aus der ökonomischen Peripherie hingegen wurden als naturnah und nicht zur Vernunft fähig konstruiert - ein Prozess, der in den postmodernen Sozialwissenschaften als Othering firmiert.
Während die historische Entwicklung der warenproduzierenden Ordnung als Durchsetzung der Ich-Identität und der ihr zugehörigen Subjekt-Objekt-Spaltung beschrieben werden kann, schlagen sich die ökonomischen und gesellschaftlichen Veränderungen der letzten Jahrzehnte auch in einer Krise der Subjektivität und der Ich-Identität in ihrer traditionellen Form wieder. Der Aufsatz zeichnet diese Veränderungen nach und setzt sie in Beziehung zu aktuellen politischen Herausforderungen für eine emanzipatorische Praxis.