Auf der Suche nach der im Mittelalter in der Nordsee versunkenen Stadt Rungholt machen der Ethnologe Hans Peter Duerr und seine Studenten eine ungewöhnliche Entdeckung. Im nordfriesischen Watt zwischen den Inseln Pellworm und Nordstrand stoßen sie unterhalb einer bronzezeitlichen Moorschicht auf bemalte Keramikscherben, exotische Harzbrocken und andere Objekte, die nördlich der Alpen noch nie gefunden worden sind. Erst naturwissenschaftliche Untersuchungen und Altersbestimmungen an deutschen und englischen Forschungsinstituten lassen den ungeheuerlichen Verdacht zur Gewißheit werden: Die Keramik wurde um 1300 v. Chr. im südlichen Kreta gebrannt und muß um diese Zeit mit den anderen Funden auf minoischen Schiffen an die Nordseeküste gelangt sein.
Allem Anschein nach war also eine Expedition aus dem östlichen Mittelmeer tausend Jahre vor den ersten Griechen auf der Suche nach dem im Süden rar gewordenen Zinn und Bernstein weit über die Grenzen der damals bekannten Welt hinausgefahren. Ein Unternehmen wie dieses war für die Minoer gewiß eine Reise auf dem Okeanos ins jenseitige Elysion, deren Spuren noch in den Mythen und Legenden der späteren Griechen zu finden sind. Hans Peter Duerr zeigt in seiner Analyse der Sagen von Jasons Suche nach dem Goldenen Vlies und von den Irrfahrten des Odysseus und anderen Helden, daß diese Überlieferungen nicht nur auf Märchen und Phantasien, sondern auch auf Tatsachenberichte von Seefahrern der Bronzezeit zurückzuführen sind.
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