Die Außenpolitik des Deutschen Ordens unter Hochmeister Konrad von Jungingen wurde bislang als zielgerichtete Expansionspolitik beschrieben. In der Tat erlangte das Deutschordensland Preußen während seiner Regierungszeit (1393-1407) die größte territoriale Ausdehnung; Konrad galt als entscheidungsfreudige Führungspersönlichkeit mit weitreichenden Plänen. Dieser Sichtweise widerspricht diese Studie: Die detaillierte Analyse der diplomatischen Prozesse, die zur Expansion geführt haben, zeigt, dass Konrad in der Regel nur ad hoc auf Entwicklungen reagierte, die von außen an ihn herangetragen wurden. Er war mehr Getriebener der Entwicklungen denn aktiver Gestalter.
Dr. Sebastian Kubon ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Historischen Seminar der Universität Hamburg.