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Rostock besitzt die weltweit älteste noch funktionierende astronomische Uhr, welche - neben vielem anderem - die "neue Zeit" vollständig analog anzeigt, nämlich gleich lange Stunden im Verhältnis zu den astronomischen Anzeigen, im Unterschied zu den seit der Antike gebräuchlichen "Temporal-Stunden", die je nach Jahreszeit unterschiedlich lang sind. Damit war z. B. die Zeit-Messbarkeit wieder auf eine Basis gestellt, die den Interessen der arbeitsteiligen Gesellschaft, den Kaufleuten, Seefahrern und Werkstätten besser entsprach, als die auf den Gebetsrhythmus von Klerikern abgestellte "alte" Zeiteinteilung.Professor Dr. Manfred Schukowski, Rostock, erklärt nicht nur, wie die multifunktionalen Anzeigen der astronomischen Uhr in Rostock abgelesen werden. Er beschreibt außerdem die Konstruktion der Uhr, nicht ohne die astronomischen Erkenntnisse und die technischen Erfindungen (insbesondere beim Problem der Hemmung) zu schildern, an denen jahrhundertlang geknobelt worden war.Der Mediävist Wolfgang Erdmann ( 2003) verglich die Uhr mit anderen mittelalterlichen Uhren, darunter denen in Lübeck, Lund, Wismar, Stendal, Doberan, Stralsund und Danzig, und verdeutlichte damit den Stellenwert der Rostocker Uhr als eines neuen Typs in der Uhren- und "Zeit"- Geschichte. Erdmann untersuchte auch die Frage nach den Auftraggebern - die u. a. mit der Rostocker Universität in Verbindung standen -, die Finanzierung und die Frage, warum die Uhr genau an dieser und keiner anderen Stelle in der Marienkirche aufgestellt wurde, ferner die Frage, wer der Uhrmacher war. In Verbindung damit klärte er sowohl die Bedeutung dieser Uhr für die Menschen im Mittelalter im liturgisch-kultischen Bereich wie auch Aspekte der Geistes-, Wissenschafts- und Kunstgeschichte dieser Uhr.Dr. Kristina Hegner, Kunsthistorikerin am Staatlichen Museum Schwerin, beschreibt die mittelalterlichen Figuren an der Uhr.Die Frage des Standorts einer anzunehmenden Vorgänger-Uhr von 1379/80 (in der Westturm-Anlage oder im Chor) wird in der jetzt, 2020, vorliegenden 3. Auflage des Buches dahingehend beantwortet, dass sie sich im Westturm befand (sie wurde 1741 abgerissen) und jene von um 1472 ein völliger Neubau war, allerdings mit Reminiszenzen an die alte Uhr. Jene von um 1472 wurde 1641/42 sowie 1710 renoviert und z. T. erweitert. Sie wird im Bildteil des Bandes mit ihrem Uhren- und Kalendariumszifferblatt, Stundenschlag- und Musikwerk, Figurenumlauf, astronomischen und astrologischen Anzeigen ebenso vorgestellt wie mit ihren wichtigsten technischen Elementen.Die Forschung hatte sich bis zum Erscheinen der ersten Auflage unseres Buches, 1992, wenig um dieses "Kirchenmöbel" gekümmert. Die einzige wissenschaftliche Monographie ist 1885 erschienen, sie behandelte aber die Geschichte der Uhr nur für den Zeitraum seit 1641. Umfangreiche Arbeiten und zusätzliche Forschungen waren für unser Blaues Buch erforderlich.Die 2., erweiterte und aktualisierte Auflage des Buches erschien 2010 mit einem von 48 auf 64 Seiten erweiterten Umfang.Sechs mittelalterliche astronomische Uhren sind heute, in wichtigen Teilen oder Nachbauten, rings um die südliche Ostsee noch erhalten. Einzig die Uhren in Rostock und Stralsund besitzen noch zum weit überwiegenden Teil ihr mittelalterliches Werk. Und wiederum einzig das Werk in der Marienkirche zu Rostock funktioniert noch heute und möglicherweise bereits einige Jahre länger als bisher bekannt.Aus dem Inhalt:- 1379/80 bestand eine Vorgängeruhr.- Der Uhrmacher der berühmten Stralsunder Uhr 1394, Nikolaus Lilienfeld, ist 1396 Rostocker Bürger.- Eine Kritik zum Ablass von 1472, des einzigen bisherigen Datierungs-Belegs.- Eine Einordnung und Datierung der Tierkreis- und Monatsbilder.- 1426 wirkt Konrad Gessel, Baccalaureus als Astronom, in Rostock, er wird in Zusammenhang mit der Uhr gebracht.- Gründe, warum Hans Düringer am Bau der Uhr um 1472 beteiligt war.- Die Apostel des Apostelumgangs werden mehrheitlich namentlich identifiziert.- Da