Die Professionalisierung des Ärztestandes beginnt im Mittelalter. Der gelehrte Leibarzt, der "physicus", der sich bereits im 12. Jahrhundert an europäischen Königshöfen nachweisen lässt, wird im späten Mittelalter zu einem neuen Phänomen an den Fürstenhöfen im Heiligen Römischen Reich. Dort vollzieht sich sowohl ein Akademisierungs- als auch ein Professionalisierungsprozess, an dem Heilkundige aller Art partizipieren. Leibärzte gehörten im späten Mittelalter zum repräsentativen und gut bezahlten Personal eines Fürstenhofes von Rang. Neben ihrer Dienstbindung an den Fürsten wurden sie vielfach als Stadtärzte und als Universitätsgelehrte tätig. Kurzum: Der Leibarzt ist zwar ein neues Phänomen an den Höfen des späten Mittelalters, aber seine Bedeutung kann allein aus der Perspektive des Hofes nicht angemessen gewürdigt werden. Vielmehr soll deutlich werden, dass sich die Tätigkeit der Leibärzte im Dreieck von Hof, Stadt und Universität entfaltet hat. Als Fallbeispiele dienen die Höfe der Landgrafen von Hessen und der Grafen von Württemberg. Die Untersuchung zeigt, dass die Leibärzte ein bisher zu wenig beachteter Aspekt mittelalterlicher Lebenswelten sind.
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