In einem regnerischen und grauen September begibt sich Knut Ebeling auf eine Vipassana-Meditation. Er will Ruhe finden, den Gedankenstrom anhalten, eine Depression überwinden. Es ist nicht seine erste Meditation, und wie die anderen ist sie bestimmt von Schweigen, Atemübungen und vollkommener Enthaltsamkeit gegenüber der Schrift. Doch schon bald beginnt er, sich Notizen zu machen, mit dem Einzigen, was ihm zur Verfügung steht, einem tropfenden Kugelschreiber und Toilettenpapier, und legt damit seine Erfahrung über eine andere: Gut neunzig Jahre vor ihm hat auch Georges Bataille meditiert. So kam der Philosoph durch die Kriegsjahre und veröffentlichte 1947 die Methode der Meditation, einen Band, der bisher kaum rezipiert worden ist - in dem grenzensprengenden Werk von Bataille eine scheinbar esoterische Verirrung. Und doch wird darin die radikale Erfahrung von einem In-der-Welt-Sein zur Methode, und zwar des Denkens.
In seiner autotheoretischen Schrift schaut Knut Ebeling durch seine eigene Meditationserfahrung auf die geteilte Praxis, die die Grenzen des Denkbaren durch sinnliche Erfahrung überschreitet: Das Atmen, die Empfindungen und ihre Abwesenheit, die Askese des Blicks, der Schmerz und das Vergehen der Zeit werden Leitpunkte einer Reflexion, die das Philosophieren dezentriert. Knut Ebeling offenbart so einen intimen Blick auf einen anderen Bataille, der mitten in die Krisen des gegenwärtigen Selbst und unserer Zeit führt: Kann man sich durch einen Krieg meditieren?
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