Mit der klassischen Rolle der Philosophen, Priester und Propheten, der Mandarine und Schamanen ist es vorbei. Die übliche Gestalt des Übergangs ist die Avantgardetheorie des Intellektuellen. Der lernt seine neue Rolle zwischen Experten- und Massenkultur, indem er das Selbstverständnis der Avantgarde abstreift.
Diese Theorie des Intellektuellen bildet den Hintergrund für Hauke Brunkhorsts polemische Skizze der Kontroversen und Kämpfe um die Institutionalisierung der Intellektuellenrolle im westlichen Nachkriegsdeutschland. Die diskrete Kumpanei der Mandarine, die einer ihrer Epigonen erst kürzlich auf den Begriff eines »kommunikativen Beschweigens« der »braunen Biographieanteile« gebracht hat, ermöglichte nach 1945 ein Überleben der alten kulturellen Hegemonie für weitere zwanzig Jahre - in Gestalt eines gespenstischen kulturellen Kompromisses zwischen alten Nazis und Nazigegnern. Aber die Niederlage der Nazis und das Entstehen einer pluralistischen Demokratie hatten die politische und soziale Basis des Veränderungskompromisses nach 1945 definitiv zerstört. Zu den objektiven Folgen der Studentenrevolte gehört die Einordnung der Intellektuellenrolle in den Kreislauf der Reproduktion unseres symbolischen »Kapitals«. Es ist ganz verständlich, daß dies die alten Mandarine und ihre Schüler so nervös gemacht hat, daß sie zu militanten Gegenintellektuellen wurden.
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