Mitte der 90er Jahre wendet sich in Argentinien eine neue Kinoströmung radikal von den bis dato gültigen, vom Hollywoodkino inspirierten und pathetischen Filmstandards ab. Die von der Kritik schnell unter dem Sammelbegriff "Nuevo Cine Argentino" zusammengefassten Werke zeichnen sich jedoch neben minimalistischen Tendenzen und Parallelen zum italienischen Neorealismus und der französischen "Nouvelle Vague" insbesondere durch ihre Heterogenität aus. Die vorliegende Studie versteht das "Nuevo Cine Argentino" als Manifestation einer ganzheitlichen soziokulturellen und geistigen Transformation: Die Entstehung des neuen argentinischen Films fällt mit einer Verflüssigung (Zygmunt Bauman), einer umfassenden Dynamisierung, Dezentralisierung und Individualisierung der westlichen Gesellschaften um die Jahrtausendwende zusammen.
Die Studie geht von der Hypothese aus, dass sich gerade in den Eigenschaften des Flüssigen - Flexibilität, Flüchtigkeit und Formlosigkeit - ein Schlüssel für die Beschreibung des "Nuevo Cine Argentino" findet. Sowohl inhaltlich auch formell finden sich in den Filmen Spuren der flüssigen Moderne. Anhand von zahlreichen bekannten, aber auch weniger rezipierten Filmen der letzten 25 Jahre erarbeitet die Autorin Charakteristika eines "cine líquido". Dieses wird präsentiert als ein instrumenteller Kinomodus, der für die Darstellung von sozialen Verflüssigungsprozessen genutzt werden kann.
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