Der vorliegende Band ist den pseudonymen Briefsammlungen gewidmet, also fiktiven Briefen; er bewegt sich also auf der Schnittstelle zwischen Studien zum antiken Brief einerseits, zur antiken Fiktion andererseits. Diese in erster Linie in der griechischen Kaiserzeit blühende Gattung enthält Briefe, die unter dem Namen berühmter historischer und legendärer Persönlichkeiten (Kaiser, Politiker, Philosophen, Weise, Intellektuelle) verfasst werden und sich mit deren Verhältnis zur Macht beschäftigen. Das Thema der Macht und ihres Gegenstückes, der Ohnmacht, ist in diesen Sammlungen omnipräsent und bildet ihren essentiellen Gegenstand, ja ihren eigentlichen Daseinszweck. Die zehn Beiträge des Bandes zeigen an ausgewählten Beispielen, in welchen diskursiven Feldern und auf welche Art und Weise mit Hilfe von und in Briefen Macht nicht nur reflektiert, sondern gerade eben auch ausgehandelt und nicht zuletzt ausgeübt wird. Dies betrifft zunächst und besonders eindringlich Fragen der politischen Macht, ebenso aber auch Fragen der Machtausübung in zwischenmenschlichen Verhältnissen und in der intellektuellen Auseinandersetzung. Mit der Erforschung des fruchtbaren Themas der Macht trägt der Band dazu bei, die Besonderheiten fiktionaler Briefe eingehender ins Licht zu rücken.
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