Paul Keller gehörte zu den meistgelesenen Autoren in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Seine Bücher wurden in 17 Sprachen übersetzt und beschreiben ungeschönt, aber liebevoll die menschlichen Schwächen. Der Erzähl- und Gedichtband lässt die schlesische Landschaft mit ihrer eigenwilligen Bevölkerung lebendig werden, wenn in der Walpurgisnacht die Dörfler auf einmal herzlich im Streit vereint sind. Rübezahl beschwert sich über die Großkotzigkeit der Berliner, denen die Berge und Seen zu klein sind. Und niemals ist man im „schläsischen Lande for siech“, nicht auf dem Schulweg, nicht beim ersten Kuss, bei der Wanderung auf die Schneekuppe und selbst beim Sterben nicht: Immer ist er dabei! Wer? Nu halt der Zotabarg. Doch hinter der Idylle der längst vergangenen Zeit steckt mehr als der Mythos des geschichtsträchtigen Landstrichs. In der Melodie des leicht verständlichen Dialekts klingt eine dem Schicksal vertrauende Fröhlichkeit, die uns auch heute mitreißen kann. Die Heiterkeit des alten Schlesiens – mit Esprit und Hintersinn erzählt!
Paul Keller (1873–1932) wurde als Sohn eines Maurers und Schnittwarenhändlers geboren. Zwischen 1887 und 1890 besuchte er die Präparandenanstalt in Bad Landeck und anschließend von 1890 bis 1893 das Lehrerseminar in Breslau. Nachdem er acht Monate als Lehrer im niederschlesischen Jauer tätig war, wechselte er 1894 als Hilfslehrer an die Präparandenanstalt in Schweidnitz. Zwischen 1896 und 1908 war er Volksschullehrer in Breslau. Keller gründete die Zeitschrift „Die Bergstadt“ (1912–1931) und schrieb schlesische Heimatromane sowie „Das letzte Märchen“, eine Geschichte, in der ein Journalist in ein unterirdisches Märchenreich eingeladen wird, um dort eine Zeitung aufzubauen, und dabei in Intrigen innerhalb des Königshauses hineingerät. Die Namen wie „König Heredidasufoturu LXXV.“, „Stimpekrex“, „Doktor Nein“ (der Oppositionsführer) haben wahrscheinlich Michael Ende zu seinem Roman „Die unendliche Geschichte“ angeregt. Zusammen mit dem schlesischen Lyriker und Erzähler Paul Barsch unternahm Keller zwischen 1903 und 1927 zahlreiche Reisen durch Europa und Nordafrika. Zudem führten ihn etliche Lese- und Vortragstourneen durch Deutschland, Österreich, die Schweiz und die Tschechoslowakei. Er war 1910 Mitglied der Jury eines Preisausschreibens des Kölner Schokoladeproduzenten Ludwig Stollwerck für Sammelbilder des Stollwerck-Sammelalbums Nr. 12 „Humor in Bild und Wort“. Keller starb am 20. August 1932 in Breslau und wurde auf dem dortigen Laurentiusfriedhof bestattet. – Paul Keller gehörte zu den meistgelesenen Autoren in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, was sich in einer 1931 bei fünf Millionen liegenden Gesamtauflage seiner Bücher widerspiegelt, und wurde in 17 Sprachen übersetzt. Schriftsteller wie der alte Wilhelm Raabe oder Peter Rosegger schätzten den Autor sehr. Gerade die früheren Werke wie „Waldwinter“, „Ferien vom Ich“ oder „Der Sohn der Hagar“ zeichnen sich durch künstlerische Kraft und Meisterschaft aus. Seinen Roman „Die Heimat“ (1903) nannte Felix Dahn „echte Heimatkunst“. Seine bekanntesten Werke wurden zum Teil auch verfilmt.
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