Der interdisziplinäre Band fragt nach dem Stellenwert von formeller wie informeller Beratung und Beschlussfindung in Mittelalter und Frühneuzeit. Dazu rekonstruiert er historische Vorstellungen von gelingendem wie scheiterndem Rat in literarischen Entwürfen.
Beratung ist ein zentrales Instrument öffentlicher wie privater Konsens- und Beschlussfindung. Ihre Funktionen und Leistungen betreffen nicht nur eine sachliche, sondern auch eine soziale Dimension. Besonders in den locker organisierten Personen- und Herrschaftsverbänden der Vormoderne konnte öffentlich sichtbare Beratung Konsens fördern, konnten Ratsversammlungen den Einzelnen ins Kollektiv integrieren und dieses stabilisieren. Entsprechend entwerfen literarische Texte der verschiedenen Volkssprachen eine Vielzahl von Szenen formeller wie informeller Beratung, die aber in der literaturwissenschaftlichen Forschung bislang nur eher punktuelle Aufmerksamkeit geweckt haben.
Die Beiträge des Bandes aus den Bereichen Germanistik, Romanistik, Anglistik und Theaterwissenschaft verbinden in komparatistischer Perspektive textnahe Analysen mit systematischen Überlegungen und bieten für Literatur- und Geschichtswissenschaften, aber auch für eine historisch informierte Soziologie Impulse.
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