Kullmanns Buch plädiert für eine Korrektur des bestehenden Aristotelesbildes. Es vertritt die These, daß Aristoteles seine Universalität zwar nicht abgesprochen werden kann, daß aber sein naturwissenschaftliches Wirken gegenüber seinem philosophischen Werk im modernen Sinne sowohl in seinem Lebenslauf als auch in dem hinterlassenen Schriftcorpus durchaus im Vordergrund steht. Eine zentrale Bedeutung besitzen dabei Aristoteles' ausgedehnten und ertragreichen Forschungsreisen, die er zum Teil zusammen mit Theophrast durchgeführt hat und die sich aus zerstreuten geographischen Angaben rekonstruieren lassen. Nach Auffassung des Vf. ist die Rolle der Biologie in Aristoteles' Lebenswerk durch die wechselvolle Wirkungsgeschichte seiner Werke verdunkelt worden.
Mit philologischen Argumenten werden philosophische Systematisierungsversuche der biologischen Schriften einer kritischen Revision unterzogen. Als adäquater Maßstab für ihre Würdigung wird vom Vf. ihr biologischer Aussagewert betrachtet, der sich aus dem Vergleich mit der modernen Forschung ergibt. Besonderes Interesse gilt dabei der Antizipation evolutionsbiologischer Erkenntnisse, indem z.B. Artenentwicklungen metaphorisch als Schöpfung der Natur imaginiert werden.
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