Die mittelalterlichen Artusromane stehen in einer bereits Jahrhunderte andauernden Tradition des Erzählens von König Artus, das über volkssprachige wie lateinisch-historiographische Überlieferungen eine europaweite Verbreitung erlangte. Bis in die literarischen Bearbeitungen des 12. Jahrhunderts hinein haben sich so Inhalte und Erzählschemata vornehmlich aus der inselkeltischen Mythologie erhalten, während die Annahme einer historischen Faktizität des Erzählten zugleich Ausgangspunkt für ein mithin legitimierendes und weltmodellierendes Erzählen sein konnte. In textnahen Lektüren wird diesem Verhältnis von Mythischem und Erzählen in den Artusromanen "Erec" und "Iwein" Hartmanns von Aue erstmals umfassend nachgegangen. Dabei geraten zum einen diachrone Verhältnisse von stofflicher Grundlage und literarischer Bearbeitung in den Blick, zum anderen wird eine synchron ausgerichtete Perspektive auf den kulturellen Kontext hin eröffnet. Da das Mythische sowohl auf der inhaltlichen Ebene des Textes als auch auf der strukturellen Ebene in Ausdrucksformen mythischen Denkens präsent ist, wird auf zwei den Mythos je anders perspektivierende philosophische Theoriemodelle zurückgegriffen. Der Ansatz von Hans Blumenberg, der die Funktion und Rezeption des Mythos fokussiert, wird mit dem Ansatz von Ernst Cassirer vermittelt, der den Mythos als symbolische Form beschreibt. So wird ein Instrumentarium entwickelt, anhand dessen die Mythizität der Romane umfassend beschrieben und begrifflich dargestellt wird. Auf diese Weise kann aufgezeigt werden, wie ein von Inhalten und Strukturen des Mythos gleichermaßen geprägtes Erzählen kulturelle Konfigurationen im literarischen Text formulieren lässt und so der Reflexion spezifischer Leit- und Wertvorstellungen einer hochmittelalterlichen Adelskultur dienen kann.
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