Der Schmerz ist eine Erfahrung ohne Inhalt und ohne Möglichkeit zur Anklage, im Schmerz kollabieren die Kategorien und damit jede Möglichkeit freier Empfindung, der Schmerz verwüstet das Bewusstsein und nimmt dem Subjekt jede Fähigkeit, auf eine Welt von Objekten einzuwirken. Wer leidet, der erfährt nicht die von ihm gesetzte und zusammengesetzte Welt, er erfährt sich selbst nicht als ihr konstituierendes Subjekt. Im kantischen Sinn erfährt er nichts als das Erfahren selbst und damit ein Geschehen, das jedem Objekt, aber auch jedem Subjekt der Erfahrung vorausgeht. Deshalb bleibt das Denken, das sich dem Schmerz und in diesem sich selbst zuwendet, von Anfang an hinter sich selbst zurück und sich selber voraus, von sich als einem anderen Denken und einem anderen Schmerz isoliert.
Der Band vereinigt zwei späte Texte Werner Hamachers, die einen von Pindar über Sophokles zur Stoa, von Kant über Hegel bis zu Valéry reichenden philosophischen Parcours abschreiten und die vielleicht härteste Grenzlinie des Denkens umreißen.
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